Lebensarchitektur

Wer steht hinter Lebensarchitektur?

Lebensarchitektur ist ein Träger der Hilfen zur Erziehung nach SGB VIII, der satzungsgemäß im Kuratorium mehrheitlich von Menschen geführt wird, die als Kinder und Jugendliche selbst in Einrichtungen der Elternhilfen gelebt haben.

Ziel dieses einmaligen Trägers ist es einen Paradigmenwechsel in der professionellen Pädagogik zu erreichen und dabei u.a. eine entstigmatisierte „Kinder- und Jugendhilfe“ in Deutschland zu realisieren. „Kinder- und Jugendhilfen“ sind in erster Linie Elternhilfen. Daher irritiert schon der Gesetzestitel. Kinder und Jugendliche befinden sich unverschuldet in einer prekären Lebenslage, wenn Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten.

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Gemälde: „Unsere Kinder“       ©alle Rechte vorbehalten

Kinder- und Jugendliche, die nicht die Bedingungen haben bei ihren Eltern aufwachsen zu können, gelten dagegen auch nach über 30 Jahren der Einführung des sog. KJHG regelmäßig als Problemfälle. Noch immer ist es für viele überraschend, wenn sie bemerken, dass auch Kinder und Jugendliche aus den rund-um-versorgenden Einrichtungen der Elternhilfen normale Kinder und Jugendliche sind.

Bisherige professionelle Helfer konservieren häufig, durch einen vermeintlich, fachlichen Impetus, ein Problemfallbild, das Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen übergestülpt wird. Sie pflegen eine Sprache, die kein Entkommen ermöglicht. Es ist oft unbewusst eine Sprache der Pathologisierung und der Stigmatisierung. Professionelle sprechen traditionell und manchmal unerschütterlich z.B. von „Gruppen“, „ambulanten“ und „stationären“ Hilfen. „Stationär“ für Kinder und Jugendliche, die nichts anderes brauchen als das was Kinder von ihren Eltern eben brauchen: Ein Zuhause, Geborgenheit, Erziehung, Bindung, Führung und Fürsorge. Niemand nennt sein Zuhause „Gruppe“. Nur das Zuhause von „Heimkindern“ wird mit einer Sonderbezeichnung kenntlich gemacht und damit ein aktiver Beitrag zur Ausgrenzung geleistet.

Wenn Eltern mit ihren Kindern z.B. frühstücken, kommen Eltern nicht auf den Gedanken, z.B. in die Frühschicht zu gehen. Professionelle handeln regelmäßig an Eltern Statt. Das Herausstellen von Arbeitskontexten vermittelt den betreuten Kindern und Jugendlichen, dass die Betreuer/innen zum Geld verdienen, aber nicht des Menschen wegen zu ihnen kommen. Vieles spricht dafür, dass der pädagogische Erfolg und Misserfolg abhängig vom Selbstverständnis und der Haltung der Fachkräfte ist. Das Grundverständnis der pädagogischen Fachkräfte sollte am Beginn jeder pädagogischen Ausbildungen stehen. Danach sollte jeder entscheiden, ob er diesen Beruf ergreifen will. Nicht umgekehrt!

Lebensarchitektur plädiert dafür, dass die professionellen Hilfen für Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und Europa ihre klinischen und pathologisierenden Kontexte und Erstannahmen hinterfragen und auf dem Müllberg einer antiquierten Heimpädagogik entsorgen. In einer demokratischen Gesellschaft ist es geboten, dass das Leitbild des normalen Kindes zu einer Erstannahme des SGB VIII wird – auch und gerade, wenn ein Leben bei den Eltern aus den vielfältigsten Gründen nicht möglich ist.

Offenbar müssen staatliche Mittel immer erst noch durch einen „Problemfall Kind“ legitimiert und durch problemschwere Berichte gerechtfertigt werden. Bedarf es einer weiteren Legitimierung von Erziehungshilfen, wenn Eltern für die Erziehung ihrer Kinder nicht zur Verfügung stehen? Erziehung ist ein Menschenrecht! Ohne Erziehung wäre niemand zur erfolgreichen Teilhabe in unserer Gesellschaft in der Lage.

„Heime“ und „Gruppen“ werden bis heute als exklusive Wohnformen für Kinder kultiviert und Lebensschicksale durch eine sonderbar defizitäre und muffige Heim- und Berufssprache herausgestellt. Sogar beträchtliche Kostenbeiträge wurden bis zum 01.01.2023 ganz legal, monatlich, nach § 94 VI SGB VIII von den Kindern für ihre Erziehung erhoben, wenn die Eltern Hilfen erhalten. Die Lebensarchitektur vermisste den Aufschrei und die Missbilligung der Dachverbände und der großen sozialen Organisationen über die Tatsache, dass die Kinder seit Jahrzehnten in den professionellen Hilfen für ihr erlittenes Schicksal auch noch bezahlen mussten.

2014 machte sich daher Lebensarchitektur selbst auf den Weg die Abschaffung einer Rechtsnorm einzufordern. Über zahlreiche TV Sendungen (allein 3mal in der ARD 2020, 2021 u 2022), durch direkten Kontakt mit den Abgeordneten und einem öffentlichen Appell an alle 16 Ministerpräsidenten vor der entscheidenden Abstimmung 2022 im Bundesrat wurde 7 Jahre nach Gründung der Lebensarchitektur das Unmögliche möglich: 2021 erfolgte die Absenkung auf 25% Kostenbeitragspflicht der Kinder und ein weiteres Jahr später die komplette Abschaffung der Kostenbeitragspflicht von Kindern, wenn ihre Eltern Hilfen erhalten. Eine Irrfahrt der Legislative in Deutschland wurde beendet, die über unerklärliche 30 Jahre anhalten konnte.

Jedoch wird weiterhin suggeriert: Das sind keine normalen Kinder. Normale Kinder haben ein Zuhause, eine Familiengemeinschaft. Sie sind auch nicht ein Arbeitssubjekt, manche sprechen sogar von den „Klienten“, wenn sie Kinder und Jugendliche in den Elternhilfen zur Erziehung meinen.

Lebensarchitektur fordert daher einen Paradigmenwechsel, in der professionellen Pädagogik, insbesondere nach §§ 27, 34 SGB VIII. Bereits in den Ausbildungsgängen der Fachschulen, Hochschulen und Universitäten müssen pädagogische Grundhaltungen vermittelt werden, die für alle Kinder gleichermaßen gelten und an unsere heutigen, verfassungsrechtlichen Errungenschaften anknüpfen.

Ausbildungsstandards müssen angepasst und eine andere pädagogische Sprache und Haltung von zukünftigen Fachkräften erlernt werden. Die Definition dessen, was professionelle Erziehung kennzeichnet, muss neu geleistet und aus dem Sog einer frühzeitlichen Heimerziehung geführt werden! Manche Träger sprechen bis heute noch vom „Heim“ und „Waisenhaus“, wenn sie das Zuhause der anvertrauten Kinder und Jugendlichen meinen und bekennen sich unbekümmert zur Waisenhaus-Tradition des 16. Jahrhunderts.

Bis heute dominiert im Erziehungsalltag der Einrichtungen nach SGB VIII eine Arbeitssprache, die oft mehr am Verständnis eines industriellen Arbeitsalltages als an den emotionalen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen ausrichtet ist.

Darüber hinaus ist es unverzichtbar, dass ein pädagogischer Abschluss die Befähigung der Fachkräfte zur Erziehung, insbesondere Erziehungskompetenzen, nachweist. Unzählige Abschlüsse gibt es in Deutschland, die pädagogischen Fachkräften die erzieherische Tätigkeit erlaubt. Dabei wird allerhand staatlich geprüft. Nur Aussagen zu substanziellen Erziehungskompetenzen sind bisher in den Qualifikationsnachweisen für pädagogische Fachkräfte nicht zu finden.

Willkommen, in der Lebensarchitekturpädagogik, die allen Kindern in gleicher Wertigkeit und mit gleicher Sprache begegnet!  Es darf nicht länger als professionell gelten Kinder aufgrund ihres Schicksales zu exponieren und einem klinischen Duktus zu unterwerfen.

Professionell ist eine Pädagogik, die allen Kindern in gleicher Haltung und Sprache begegnet, unabhängig davon, ob sie bei ihren Eltern oder in den Hilfen zur Erziehung aufwachsen!

Ihr Lebensarchitektur e.V.

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