Lebensarchitektur

Wer steht hinter Lebensarchitektur?

Lebensarchitektur ist die weltweit erste Organisation professioneller Hilfen zur Erziehung , die satzungsgemäß im Kuratorium mehrheitlich von Menschen geführt wird, die als Kinder und Jugendliche selbst in Einrichtungen der Elternhilfen gelebt haben.

Ziel der Lebensarchitektur ist es einen Paradigmenwechsel in der professionellen Pädagogik zu erreichen und insbesondere eine Entstigmatisierung der professionellen Hilfen zu realisieren. Die professionelle Fürsorge für Kinder und Jugendliche ist in erster Linie eine Elternhilfe. Daher ist schon der Gesetzestitel unzutreffend, der z.B. in Deutschland „KJHG“ heißt, wörtlich: Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz.

Kinder und Jugendliche befinden sich unverschuldet in einer prekären Lebenslage, wenn Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten.

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Gemälde: „Unsere Kinder“       ©alle Rechte vorbehalten

Professionelle Hilfen zur Erziehung fördern häufig durch ihre Heimsprache ein Problemfallbild, das Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen übergestülpt wird. Sie pflegen eine Sprache, die kein Entkommen ermöglicht. Es ist oft unbewusst eine Sprache der Pathologisierung und der Stigmatisierung. Professionelle sprechen traditionell und manchmal unerschütterlich z.B. von „Gruppen“,von „ambulanten“ und von „stationären“ Hilfen.

„Stationär“ für Kinder und Jugendliche, die nichts anderes brauchen als das was Kinder von ihren Eltern eben brauchen: Ein Zuhause, Geborgenheit, Erziehung, Bindung, Führung und Fürsorge. Niemand nennt sein Zuhause „Gruppe“. Nur das Zuhause von „Heimkindern“ wird mit einer Sonderbezeichnung kenntlich gemacht und damit ein aktiver Beitrag zur Ausgrenzung und Exklusion geleistet.

Wenn Eltern mit ihren Kindern z.B. frühstücken, kommen Eltern nicht auf den Gedanken, z.B. in die Frühschicht zu gehen. Professionelle handeln regelmäßig an Eltern Statt. Das Herausstellen von Arbeitskontexten vermittelt den betreuten Kindern und Jugendlichen, dass die Betreuer/innen zum Geld verdienen, aber nicht des Menschen wegen zu ihnen kommen. Vieles spricht dafür, dass der pädagogische Erfolg und Misserfolg abhängig vom Selbstverständnis und der Haltung der Fachkräfte ist.

Das Grundverständnis der pädagogischen Fachkräfte sollte am Beginn jeder pädagogischen Ausbildungen stehen. Danach sollte jeder entscheiden, ob er diesen Beruf ergreifen will. Nicht umgekehrt!

Lebensarchitektur plädiert dafür, dass die professionellen Hilfen für Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und Europa ihre klinischen und pathologisierenden Kontexte und Erstannahmen hinterfragen und auf dem Müllberg einer antiquierten Heimpädagogik entsorgen. In einer demokratischen Gesellschaft ist es geboten, dass das Leitbild des normalen Kindes zu einer Erstannahme des SGB VIII wird – auch und gerade, wenn ein Leben bei den Eltern aus den vielfältigsten Gründen nicht möglich ist.

Offenbar müssen staatliche Mittel immer erst noch durch einen „Problemfall Kind“ legitimiert und durch problemschwere Berichte gerechtfertigt werden. Bedarf es einer weiteren Legitimierung von Erziehungshilfen, wenn Eltern für die Erziehung ihrer Kinder nicht zur Verfügung stehen? Erziehung ist ein Menschenrecht! Ohne Erziehung wäre niemand zur erfolgreichen Teilhabe in unserer Gesellschaft in der Lage.

„Heime“ und „Gruppen“ werden bis heute als exklusive Wohnformen für Kinder kultiviert und Lebensschicksale durch eine sonderbar defizitäre und muffige Heim- und Berufssprache herausgestellt. Jahrzehntelang wurden beträchtliche Kostenbeiträge bis zum 01.01.2023 ganz legal, monatlich, nach § 94 VI SGB VIII von den Kindern für ihre Erziehung erhoben, wenn die Eltern Hilfen erhalten.

Die Lebensarchitektur vermisste den Aufschrei und die Missbilligung der Dachverbände und der großen sozialen Organisationen über die Tatsache, dass die Kinder seit Jahrzehnten in den professionellen Hilfen für ihr erlittenes Schicksal und die Hilfen zur Erziehung hohe Kostenbeiträge an die Jugendämter bezahlen mussten.

2014 gründeten daher Menschen die selbst in Einrichtungen gelebt hatten und inklusiv denkende und fühlende Pädagoginnen und Pädagogen,  den Lebensarchitektur e.V., um für alle Kinder, deren Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten, die Abschaffung der Kostenbeitragspflicht für Kinder einzufordern.

Über zahlreiche TV Sendungen (allein 3mal in der ARD 2020, 2021 u 2022), durch direkten Kontakt mit den Abgeordneten und einem öffentlichen Appell an alle 16 Ministerpräsidenten vor der entscheidenden Abstimmung 2022 im Bundesrat wurde 7 Jahre nach Gründung der Lebensarchitektur das Unmögliche möglich: 2021 erfolgte die Absenkung auf 25% Kostenbeitragspflicht der Kinder und ein weiteres Jahr später die komplette Abschaffung der Kostenbeitragspflicht von Kindern, wenn ihre Eltern Hilfen erhalten. Eine Irrfahrt der Legislative in Deutschland wurde beendet, die über unerklärliche 30 Jahre anhalten konnte.

Jedoch wird weiterhin suggeriert: Das sind keine normalen Kinder. Normale Kinder haben ein Zuhause, eine Familiengemeinschaft. Sie sind auch nicht ein Arbeitssubjekt, manche sprechen sogar von den „Klienten“, wenn sie Kinder und Jugendliche in den Elternhilfen zur Erziehung meinen.

Lebensarchitektur fordert daher einen Paradigmenwechsel, in der professionellen Pädagogik, insbesondere nach §§ 27, 34 SGB VIII. Bereits in den Ausbildungsgängen der Fachschulen, Hochschulen und Universitäten müssen pädagogische Grundhaltungen vermittelt werden, die für alle Kinder gleichermaßen gelten und an unsere heutigen, verfassungsrechtlichen Errungenschaften anknüpfen.

Ausbildungsstandards müssen angepasst und ein Bewusstsein in den Ausbildungen für eine andere pädagogische Sprache und Haltung gegenüber anvertrauten Kindern, an erster Stelle vermittelt werden. Professionelle Pädagogik darf sich nicht länger an einer Industriesprache und industriellen Arbeitshaltungen orientieren.  . Die Definition dessen, was professionelle Erziehung kennzeichnet, muss neu geleistet und aus dem Sog einer frühzeitlichen Heimerziehung geführt werden! Manche Träger sprechen bis heute noch vom „Heim“ und „Waisenhaus“, wenn sie das Zuhause der anvertrauten Kinder und Jugendlichen meinen und bekennen sich unbekümmert zur Waisenhaus-Tradition des 16. Jahrhunderts.

Bis heute dominiert im Erziehungsalltag der Einrichtungen nach SGB VIII eine Arbeitssprache, die oft mehr an einen Industriebetrieb erinnert, als an einen Beruf in dem die emotionalen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und eine professionelle Achtsamkeit im Mittelpunkt stehen.

Demgemäß ist es unverzichtbar, dass ein pädagogischer Abschluss die Befähigung der Fachkräfte zur Erziehung, insbesondere Erziehungskompetenzen, nachweist. Unzählige Abschlüsse gibt es in Deutschland, die pädagogischen Fachkräften die erzieherische Tätigkeit erlaubt. Dabei wird allerhand staatlich geprüft. Nur Aussagen zur Erziehungskompetenz und über die Fähigkeit zu Empathie und Achtsamkeit gegenüber anvertrauten Kindern und Jugendlichen, sind bisher in den Qualifikationsnachweisen für pädagogische Fachkräfte nicht zu finden.

Professionell wird eine Pädagogik, die allen Kindern in gleicher Haltung und Sprache begegnet, unabhängig davon, ob sie bei ihren Eltern oder in den Hilfen zur Erziehung aufwachsen!

Niemand kommt auf die Idee und sagt er geht in die Frühschicht, wenn er mit seinem Kind frühstückt. Niemand sagt, dass er in die Arbeit geht, wenn er zu seinem Kind nach Hause kommt.

Warum fühlen und sprechen professionell Erziehende auf einmal anders, wenn es sich um ein anvertrautes Kind handelt?

Werde Pate oder Fördermitglied der Lebensarchitektur, damit die Klassifizierung und Ausgrenzung von Kindern ein Ende beendet wird!

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