Unser Spendenkonto lautet: IBAN: DE93 7039 0000 0003 2376 05
Der Lebensarchitektur e.V. ist die einzige Hilfsorganisation in Deutschland, von Menschen gegründet, die selbst in Einrichtungen gelebt haben. Im Mittelpunkt der Lebensarchitektur-Reformpädagogik steht eine professionelle Achtsamkeit und ein Zusammenleben auf Augenhöhe mit den anvertrauten Kindern und Jugendlichen. Institutionelle Stigmatisierungen sind nicht länger hinnehmbar. Sie stellen einen Verstoß gegen die allgemeinen Menschenrechte dar.
Wir fordern einen anderen Blick auf Kinder, die in Einrichtungen leben, insbesondere die Gleichstellung der Kinder, in Sprache, Haltung und Wertschätzung durch die Erziehungsverantwortlichen, unabhängig davon, ob sie bei ihren Eltern aufwachsen oder in professionellen Hilfen zur Erziehung!
Die Lebensarchitektur-Reformpädagogik setzt diese Forderung erstmals systematisch und konzeptionell um. Warum werden die Hilfen für Kinder in Einrichtungen mit einer merkwürdigen Sondersprache belegt? – Ein Zuhause kann z.B. nicht „stationäres Wohnen“ oder „Gruppe“ heißen. Wenn wir Kinder erziehen, dann gehen wir nicht „in die Arbeit“, sondern kommen in die „Wohngemeinschaft“. Oder gehen Eltern etwa zu ihren Kindern in die Frühschicht, wenn sie mit ihren Kindern gemeinsam frühstücken?
Die pädagogischen Fachkräfte der Lebensarchitektur üben ihre Tätigkeit in der Überzeugung aus, dass Kinder und Jugendliche u.a. keine Arbeitsobjekte, Fälle oder Klienten sind. In allen Belangen ist es die Basis der Lebensarchitekturpädagogik, dass Menschen wie Du und ich bleiben, auch und gerade wenn die Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten. Die Lebensarchitektur fordert für die professionellen Hilfen zur Erziehung einen Paradigmenwechsel hin zur Normalität, das heißt, weg von vorklinischen und an Defiziten orientierten Zuschreibungen.
Demgegenüber stehen heute immer noch weitverbreitet die professionellen Hilfen in einer wenig reflektierten, defizitorientierten Denktradition, die Kinder meist nonverbal für ihr Schicksal verantwortlich macht. Dabei wurden die Kinder sogar finanziell haftbar gemacht, § 94 Absatz 6 SGB VIII [bis 31.12.2022], wenn die Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten.
Unerträgliche lange 30 Jahre nach Einführung des SGB VIII gelang es den großen sozialen Trägern in Deutschland nicht die Reduzierung bzw. die Abschaffung der finanziellen Haftung der Kinder durch sog. „Kostenbeiträge“ durchzusetzen, wenn ihre Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten. U.a. dies führte 2014 zur Gründung des Lebensarchitektur e.V..
Die Lebensarchitektur nahm direkten und persönlichen Kontakt mit den politisch Verantwortlichen auf, um auf den Gesetzgeber – ohne Rede- und Kontaktverbote – Einfluss zu nehmen. Wiederholte ARD Sendungen mit der Lebensarchitektur berichteten zum Thema „Kostenbeiträge“ z.B. aus der Lebensarchitektur Lagerlechfeld u.a. 2020 (ARD Report), 2021 (ARD Tagesthemen „mittendrin“) und 2022 (ARD Tagesthemen) über die finanzielle Haftung der Kinder, wenn ihre Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten. Die vielen Zuschriften an den Lebensarchitektur e.V. zeigten, dass die meisten Menschen in Deutschland zum 1. Mal davon hörten und über diese Praxis empört waren.
Von ungezählten Einzelgesprächen mit Abgeordneten in den Parlamenten bis hin zum offenen Appell des Lebensarchitektur e.V. im April 2021 an alle MinisterpräsidentInnen der 16 Bundesländer, wurde mit dem Rückenwind und einer Solidaritätswelle aus allen Teilen Deutschlands, die politischen Entscheidungsträger zur Reduzierung bzw. Abschaffung der finanziellen Kinderhaftung durch die Lebensarchitektur aufgefordert. https://lebens-architektur.org/wortlaut-des-offenen-appells-an-die-ministerpraesidentinn-en-und-buergermeister-der-16-bundeslaender/ zur Abschaffung der Kostenbeitragspflicht der Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen
Wortlaut des Offenen Appells an die Ministerpräsidentinn/en und Bürgermeister der 16 Bundesländer
Die Vertretung der Lebensarchitektur e.V. nahm in Berlin an der maßgeblichen Bundesratssitzung am 7. Mai 2021 teil. Ein Bewusstseinsumschwung konnte bei einem Teil der politisch Verantwortlichen festgestellt werden. Dennoch bestand bis zuletzt Unsicherheit, ob der Bundesrat einer Beitragsreduzierung von 75% auf 25% zustimmen würde.
Große Erleichterung löste dann der Beschluss einer Beitragsreduzierung von 75% auf 25% aus, über den erneut die ARD live während Abstimmung des Bundesrates aus der Lebensarchitektur-Wohngemeinschaft in Lagerlechfeld berichtete.
Am 16. Dezember 2022 stimmte dann der Bundesrat dem Bundestagsbeschluss zu, die Kostenbeitragspflicht der Kinder vollständig abzuschaffen. Ein jahrzehntelanger Kampf der GründerInnen der Lebensarchitektur von 2002-2022 führte zum Erfolg, der von manchen als ein vermessenes Ansinnen angesehen wurde. Demgegenüber sieht der Lebensarchitektur e.V. die Demokratie als beste Form aktiv mitzuwirken, statt in Resignation, Frustration oder Aggression zu verfallen.
Schon lange engagierten sich die Lebensarchitekturgründer in ihren vormaligen Institutionen, zB s.u. Pressebericht vom 11. März 2009. Leider wurden vom geschäftsführenden Vorstand eines großen Trägers in Deutschland, der örtlichen Leitung und den Kindern ein weiteres Engagement in der Einrichtung zu dem Thema „Kostenbeiträge“ untersagt.
Damals ein Schock für die Betroffenen und zugleich der Initialfunke zur Gründung des Lebensarchitektur e.V..
Vieles war durch die hohen Zwangsabgaben den Kindern nicht möglich, weil ihnen ihre eigenen finanziellen Mittel genommen wurden. Noch immer ist es – selbst in der Fachwelt – nicht Allgemeingut , dass Kinder völlig unverschuldet in diese Lebenssituationen geraten.
Am Schluss hat sich das politische Engagement der LebensarchitektInnen, ihr Durchhalten und die Hartnäckigkeit gegenüber den politisch Verantwortlichen gelohnt.
Seit dem 1.1.2023 sind die Kinder, deren Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten und in Einrichtungen aufwachsen, von den sog. Kostenbeiträgen, befreit. Der 16jährige Auszubildende in der Lebensarchitektur-Gütersloh ist erleichert: „Jetzt kann ich von meinem Lehrlingsgehalt selbst auf den Führerschein sparen und muss nicht beim Amt darum betteln“.