Lebensarchitektur-Veranstaltung von Menschen für Menschen, die in Einrichtungen leben bzw. gelebt haben.
Keinem der Zuhörer war zu Beginn des Vortrages bekannt, was sich hinter dem Titel „Das metabolische Syndrom“ verbirgt.
Etwas Besonderes war an diesem Tag im März 2022 nicht nur das Thema, sondern auch die Person, die in ihrer Freizeit die Lebensarchitektur in Gütersloh besuchte. Jennifer (22) lebte selbst einmal mehrere Jahre in einer Einrichtung. Heute studiert sie mit großer Leidenschaft Medizin an der Universität in Witten/Herdecke. Es war ihr ein Anliegen ihr frisch erworbenes Fachwissen mit den Menschen zu teilen, mit denen sie auch das Schicksal – nicht bei den Eltern leben zu können – teilt.
„Dabei ist es ein Gesundheitsthema, das alle Menschen etwas angeht und sogar 20 % der Bevölkerung sind direkt davon betroffen“, erläutert Jennifer Schrumpf. Auf professionell aufbereiteten und anschaulichen Folien projizierte Jennifer ihr Fachwissen auf die Leinwand der Lebensarchitektur-Kinder- und Jugendwohngemeinschaft in Gütersloh gleich zweimal an diesem Tag. Am Vormittag für die pädagogischen MitarbeiterInnen und am Nachmittag kindgerecht für die Kinder und Jugendlichen.
Kinder aus benachteiligten Lebensverhältnissen sind von ungesunder Ernährung verstärkt betroffen. Oftmals stand in den Herkunftsfamilien niemand zur Verfügung, der gesunde Ernährung vermittelte. Auch im reichen Deutschland müssen Kinder nicht selten froh sein, wenn es zu Hause überhaupt ein Essen gibt.
Der Fachvortrag einer außenstehenden Person wirkt dabei doppelt hilfreich. Außenstehende werden von den Kindern und Jugendlichen als unabhängiger wahrgenommen, zumal sie unbefangen selbst schädigendes Ernährungsverhalten ansprechen können, das in der Wohngemeinschaft ggf. ein heißes Thema darstellt. Dazu ein Fachvortrag, der auf alle Fragen versierte Antworten bot.
Lebensarchitektur fördert gezielt auch einen höheren Bildungszugang für Kinder in Einrichtungen. Während bundesweit Kinder zu ca. 45 % das Gymnasium besuchen, sind es in Einrichtungen inakzeptable 1% der Kinder. Es darf nicht sein, dass Kinder weiterhin in einer Bildungskaste aufwachsen müssen, wenn ihre Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten.
Jennifer Schrumpf bot daher mit ihrem Besuch auch ein Beispiel, dass Kinder in Einrichtungen zum Abitur gelangen können.