Start der Lebensarchitektur-Kampagne: Kinder sind keine Fälle!

Auf der Jahresauftaktfeier 2025 gab der Vorstand des Lebensarchitektur e.V. gegenüber den hauptamtlichen Mitarbeitenden und den ehrenamtlich Mitarbeitenden, das Motto für den Start der unbefristeten und überregionalen Kampagne des bekannt: „Kinder sind keine Fälle! Stop Stigmatisierungen von Kindern, wenn die Eltern Hilfen zur Erziehung erhalten!“

Nach der Abschaffung der Kostenbeiträge von Kindern an die Jugendämter, ist die Entstigmatisierung das 2. zentrale Thema des Lebensarchitektur e.V., das 2014 zu seiner Gründung führte.

Unverändert ist es üblich, dass in den professionellen Hilfen zur Erziehung die Leitenden ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter z.B. zu „Fallbesprechungen“ anhalten und den oft langjährigen Lebensmittelpunkt der Kinder z.B. als „stationäres Wohnen“ in einen klinischen Zusammenhang und damit von Pathologie und Kranksein bringen. „Eine subtile, oft wenig reflektierte Exklusion von Kindern, ist in den Hilfen zur Erziehung weit verbreitet an der Tagesordnung“, konstatiert das Vorstandsmitglied Malte Siebert, der selbst einmal in einer Wohngemeinschaft gelebt hat.

Kinder, die nicht bei ihren Eltern leben können, geraten völlig unverschuldet in diese Lebenslage. Ein mangelndes Bewusstsein bis heute über die Ursachen der Ausgrenzung von Kindern, die in den Hilfen zur Erziehung leben, kennzeichnen auch die Ausbildungs- und Studiengänge für die pädagogischen Fachkräfte. Es erstaunt, dass auch akademisch ausgebildete Dozentinnen und Dozenten den Mainstream der Stigmatisierungen von Kindern in den Hilfen zur Erziehung durch eine unkritische Übernahme der Heimterminologien, Semester für Semester, perpetuieren.

Wer sein Zuhause in der Schule mit „Gruppe“ angeben muss, weil es ihm Institutionen und ihre Verantwortlichen so beibringen, wird in der Schule vor der ganzen Klasse vom Lehrer gefragt „was hast Du denn ausgefressen“, als der Schüler angab, dass er in einer „Gruppe“ wohne.

Es ist an der Zeit und überfällig, dass mit den Stigmatisierungen in den professionellen Erziehungshilfen Schluss gemacht wird! Vielfach wird in pädagogischen Konzeptionen von einer Pädagogik auf Augenhöhe gegenüber den anvertrauten jungen Menschen gesprochen. In der Realität war die Kluft zwischen den Schicksalen nie größer als heute.

Der Lebensarchitektur e.V. fordert, dass der Gesetzgeber einschreitet und eine Betriebserlaubnis nur noch für Hilfen zur Erziehung nach SGB VIII erteilt wird, wenn die Verantwortlichen nachweislich den anvertrauten Kindern in Haltung und Sprache so begegnen, wie es dem Kindeswohl entspricht.  Es darf dabei in den professionellen Haltungen und Sprache keinen Unterschied mehr geben, ob Kinder bei ihren Eltern oder in den Hilfen zur Erziehung leben.

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