Für eine besondere Spendenaktion haben sich in diesem Jahr die Eltern der Krabbelgruppe des Kindergartens Altenau entschieden.
Die Einnahmen des diesjährigen Adventsverkaufs, Plätzchen und Kuchen, in Höhe von 370 € gehen in an die Lebensarchitektur – Kinder- und Jugendhilfe in Weilheim i.Obb.. „Damit wollen wir Deutschlands erste Kinder- und Jugendhilfeorganisation von Menschen, die einmal selbst in Einrichtungen gelebt haben, beim Aufbau von Einrichtungen in Oberbayern unterstützen“, erklärt Frau Stefanie Hanker aus der Krabbelgruppe des Altenauer Kindergartens.
Der Lebensarchitektur e.V. wurde 2014 insbes. von ehemaligen SOS-Kinderdorfkindern gegründet. Dazu holten sie fachliche wie politische Experten ins Boot. Bundesweit einmalig ist es, durch eigene Einrichtungen eine reformierte Kinder- und Jugendhilfe aus der Sicht derer zu realisieren, die selbst dort gelebt haben. Lebensarchitektur will vor allem mit einer institutionalisierten, defizitorientierten Haltung gegenüber Kindern und Jugendlichen Schluss machen.
„Es ist unfassbar, dass Kinder, die unverschuldet nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, bis heute stigmatisierend bei Professionellen als ‚Fälle‘ und ‚Klienten‘ gelten, ihr Zuhause exklusiv als ‚Gruppe‘ und als ’stationäres Wohnen‘ benannt wird und damit Kinder und Jugendliche in eine pathologische Nähe rückt.“ erläutert der Kuratoriumsvorsitzende Marco Weiß. Weiß war selbst 14 Jahre in Einrichtungen, davon 7 Jahre beim SOS-Kinderdorf in Weilheim und 7 Jahre in einer Einrichtung am Kochelsee aufgewachsen und ist heute geschäftsführender Gesellschafter eines IT-Unternehmens.
„Wenn es um die Zukunft von Kindern und Jugendlichen geht, müssen wir bereit sein, unsere bisherigen Konzepte zu hinterfragen. Ausgrenzungen passieren schnell, wenn Kinder und Jugendliche nicht bei ihren Eltern aufwachsen können“, ergänzt der geschäftsführende Vorstand der Lebensarchitektur Bernhard Santiago Kuhn aus Weilheim.
Nachdem die Oberbayern im westfälischen Gütersloh ein attraktives Angebot für ein Familienhaus erhielten, sind erste Referenzeinrichtungen der Lebensarchitektur in Westfalen entstanden.
„Wir engagieren uns von Weilheim aus für ein Aufwachsen ohne Stigmatisierungen aller Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrem Wohnort“ sagt dazu Weiß, „weil kein Kind und Jugendlicher etwas dafür kann, wenn Hilfen zur Erziehung gewährt werden“.
2016 zeichnete der WDR Lebensarchitektur als ein „Projekt zum Nachahmen“ aus.
2017 erhielt Lebensarchitektur den Stiftungspreis der Town & Country Stiftung für seine Zielsetzungen.