Heute vor einem Jahr öffnete unsere Wohngemeinschaft in Gütersloh ihre Pforten. Seitdem bieten wir dort ein Zuhause für 8 Kinder und Jugendliche, direkt am Stadtpark.
Lebensarchitektur bringt dabei die besondere Erfahrung von Menschen ein, die als Kinder und Jugendliche selbst in Einrichtungen gelebt haben. So gibt es bis heute eine stark pathologisierte Sprache in der Kinder- und Jugendhilfe, die aus jungen Menschen „Fälle“ macht, über die in einer „Fallbesprechung“ diskutiert wird. Anstatt Kindern und Jugendlichen ein Zuhause zu geben, das sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht haben konnten, erhalten sie „stationäre“ oder „ambulante“ Hilfen, als müssten sie von einer Krankheit geheilt werden.
Sie leben in „Gruppen“, sind „Heimkinder“ oder ähnliches. Das sorgt auch im sozialen Umfeld wie z.B. der Schule für eine Stellung als Außenseiter. Ein jeder von uns hat es in seiner Zeit erlebt, dass andere Kinder sich nicht mit uns „Heimkindern“ treffen durften, da mit uns ja sicherlich etwas „nicht stimmen“ könne, sonst wären wir ja wohl nicht in dieser Einrichtung.
Wir haben uns daher in unserem Leitbild das Ziel gesetzt, für unsere Kinder und Jugendlichen einen Platz in der Mitte der Gesellschaft und nicht an ihrem Rand sicherzustellen. Dazu setzen wir auf Zusammenarbeit mit dem lokalen Umfeld, wie Schulen und Vereinen, aber auch der Nachbarschaft, die wir frühzeitig einbeziehen, um Ängste und Sorgen abzubauen und Probleme zu verhindern. Wir sehen uns auch als Netzwerk für sogenannte „Ehemalige“ – wir nennen sie lieber Familie – und bieten hier Ansprechpartner auch nach dem Auszug aus den Wohngemeinschaften. Denn in welcher Familie wird sonst ein junger Erwachsener nach dem Auszug von Zuhause allein gelassen?
Unsere WG in Gütersloh hat in ihrem ersten Jahr schon viel erlebt.
Regelmäßig findet ein Angebot statt, bei dem die Jugendlichen eigene künstlerische Werke schaffen können. So gab es Malerei auf Leinwand, Brandmalerei, Glasgravur oder auch das Gießen und Bemalen von Masken. Auch tiergestützte Pädagogik gibt es in Kooperation mit einem Reiterhof vor Ort.
Mit der Abgeordneten und Mitglied des Lebensarchitektur-Kuratoriums Frau Doppmeier gab es Besuch aus dem Landtag von NRW, und die ganze WG wurde dabei auch für kommendes Jahr in den Landtag eingeladen.
Auch die Freizeit kam natürlich nicht zu kurz. Hier gab es einen Ausflug zum Hermannsdenkmal, eine Reise nach Berlin, einen kurzen Trip zur Ostsee, gemeinsames Grillen am Feldmarksee, den Besuch der Karl-May-Festspiele in Elspe oder auch erst kürzlich die Ferienfahrt an den Brahmsee.
Wir von Lebensarchitektur freuen uns, in Gütersloh unsere Familie weiter vergrößert zu haben und sind auch ein klein wenig stolz auf das, was wir in nur einem Jahr erreicht haben.
Wenn Sie Lebensarchitektur ein Geschenk zum ersten Geburtstag machen wollen, finden Sie alle Informationen auf dieser Seite unter „Sie können helfen“.
Wolfgang Steinert – Kuratoriumsmitglied